Universität Bonn

Labor für Gesundheits- und Risikokommunikation DE

25. Januar 2024

Wie unsere Ansichten über Veränderbarkeit das Hilfeverhalten beeinflussen Wie unsere Ansichten über Veränderbarkeit das Hilfeverhalten beeinflussen

Prof. Dr. Simone Dohle und KollegInnen haben neue Forschungsergebnisse aus dem Projekt „Implizite Theorien“ publiziert.

Schematische Darstellung einer schwachen Veränderbarkeitstheorie (links) und einer starken Veränderbarkeitstheorie (rechts).
Schematische Darstellung einer schwachen Veränderbarkeitstheorie (links) und einer starken Veränderbarkeitstheorie (rechts). © Colourbox
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Das Forschungsprojekt zu "Impliziten Theorien" widmet sich der Frage, wie Überzeugungen über die Veränderbarkeit von Eigenschaften, wie Gesundheit oder Armut, das zwischenmenschliche Verhalten, insbesondere das Hilfeverhalten, beeinflussen.

Veränderbarkeitstheorien und Erkrankungen

Im Jahr 2022 veröffentlichten Prof. Dohle und KollegInnen erste Erkenntnisse zu diesem Thema (siehe Referenz unten). Sie fanden heraus, dass Überzeugungen über die Veränderbarkeit von Gesundheit sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Hilfsbereitschaft haben können. Menschen, die glaubten, dass Gesundheit veränderbar ist, zeigten eine höhere Bereitschaft erkrankten Menschen zu helfen, da sie die Wirksamkeit des Hilfeverhaltens optimistischer einschätzten. Andererseits führte diese Überzeugung zu einer stärkeren Schuldzuweisung an die erkrankte Person, was das Mitleid verringerte und die Hilfsbereitschaft beeinträchtigte. Insgesamt zeigte sich, dass starke Veränderbarkeitstheorien nicht nur positiv, sondern auch negativ auf die Hilfsbereitschaft wirken.

Neue Erkenntnisse: Veränderbarkeitstheorien und Armut

Um herauszufinden, ob sich dieses Muster auch auf die Bereitschaft übertragen lässt, armutsbetroffenen Personen zu helfen, führte das Forschungsteam drei weitere Studien durch. Die Ergebnisse bestätigten den erwarteten positiven Effekt: Personen mit der Überzeugung, dass Armut veränderbar ist, zeigten eine höhere Hilfsbereitschaft. Gleichzeitig trat jedoch auch der erwartete negative Effekt auf: Die Überzeugung über die Veränderbarkeit führte zu stärkeren Schuldzuweisungen und damit zu einer geringeren Bereitschaft, armutsbetroffenen Menschen zu helfen.

Fazit

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Betonung der Veränderbarkeit von Eigenschaften nicht nur positive, sondern auch unerwünschte negative Effekte haben kann. Bei der Entwicklung von Interventionen ist es daher entscheidend, auch die potenziellen negativen Auswirkungen von Veränderbarkeitstheorien, wie verstärkte Schuldzuweisungen, zu berücksichtigen.

Graczyk, T.*, Wingen, T.*, Wingen, S., & Dohle, S. (in press). Do mindsets shape intentions to help those in need? Unraveling the paradoxical effects of mindsets of poverty on helping intentions. European Journal of Social Psychology.
*shared first authorship

Dohle, S., Schreiber, M., Wingen, T., & Baumann, M. (2022). Blaming others for their illness: The influence of health‐related implicit theories on blame and social support. Journal of Applied Social Psychology, 52(4), 210-219. https://doi.org/10.1111/jasp.12844

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