Universität Bonn

Medizinische Fakultät

09. Dezember 2025

Gründungsprojekte von Uni Bonn und UKB wieder sehr stark bei GO-Bio-Förderung Gründungsprojekte von Uni Bonn und UKB wieder sehr stark bei GO-Bio-Förderung

Bundesweites Förderprogramm unterstützt praxisorientierte Forschungsprojekte

Auch in diesem Jahr waren wieder zahlreiche Projekte der Universität Bonn im Förderprogramm GO-Bio initial erfolgreich. Gleich sechs Innovationen erhalten in der Sondierungsphase eine Förderung in Höhe von jeweils 100.000 Euro. Während der Laufzeit von einem Jahr können die Teams ihre Forschungsergebnisse in die Umsetzung bringen: Die Forschenden des der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Bonn (UKB) entwickeln praxisnahe Lösungen für Probleme aus dem medizinisch-gesundheitlichen Bereich. GO-Bio initial ist ein Programm des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR).

Sechs Projekte der Uni Bonn erhalten eine GoBio-intial-Förderung - Dr. Stefan Fasbender (Medizinische Fakultät, Team Technologietransfer), Johannes Striebel (ReRetina), Dr. Julia Pawlick (Medizinische Fakultät, Team Technologietransfer), Prof. Oliver Gruß (Nuclitaxel), Carolyn Krause (SIRS Chip), Dr. Abdullah Alajati (CDCP1), Dr. Alice Trenerry (NanoLazarus), Dr. Maximilian Schilling (Nuclitaxel), Hendrik Sinz (Nuclitaxel), Dr. Moritz Nöthel (ALLSTARS), Dr. Susanne V. Schmidt (SIRS Chip), Dr. Florentin J. Schmidt (Transfer Center enaCom), Yaroslav Zaplatnikov (CytoSpereX), Ulrike Strube (SIRS Chip), Jasper Spitzer (SIRS Chip).
Sechs Projekte der Uni Bonn erhalten eine GoBio-intial-Förderung - Dr. Stefan Fasbender (Medizinische Fakultät, Team Technologietransfer), Johannes Striebel (ReRetina), Dr. Julia Pawlick (Medizinische Fakultät, Team Technologietransfer), Prof. Oliver Gruß (Nuclitaxel), Carolyn Krause (SIRS Chip), Dr. Abdullah Alajati (CDCP1), Dr. Alice Trenerry (NanoLazarus), Dr. Maximilian Schilling (Nuclitaxel), Hendrik Sinz (Nuclitaxel), Dr. Moritz Nöthel (ALLSTARS), Dr. Susanne V. Schmidt (SIRS Chip), Dr. Florentin J. Schmidt (Transfer Center enaCom), Yaroslav Zaplatnikov (CytoSpereX), Ulrike Strube (SIRS Chip), Jasper Spitzer (SIRS Chip). © enaCom/Universität Bonn
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Die geförderten Teams arbeiten an alternativen Behandlungsmethoden für unterschiedliche Krankheiten, wie etwa Krebs oder Autoimmunerkrankungen. Sie entwickeln entweder direkt neue Therapien für Patientinnen und Patienten oder verbessern Medikamenten-Testverfahren, um diese zu beschleunigen. Die Forschungsergebnisse sollen mit der GO-Bio initial-Förderung vorangebracht werden, um neue Technologien auf den Markt und damit in die praktische Anwendung zu bringen. Sie bieten das Potential, volkswirtschaftliche Kosten für das Gesundheitssystem zu senken und stressreiche Diagnose- und Therapiewege für Patientinnen und Patienten zu verringern.

Aus dem Labor in die Praxis

„Wir sind wieder einmal überwältigt von dieser hohen Anzahl an Bewilligungen, bei denen mehr als jedes sechste aller bundesweit geförderten Projekte aus Bonn kommt! Dieser Erfolg zeigt auch, wie wichtig eine enge Antragsberatung durch die erfahrenen Transfer-Teams vom Transfer Center enaCom und der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn ist, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sicher durch die Antragsstellung und Projektdurchführung lotsen“, erläutert Dennis Daseking, stellvertretender Leiter des Transfer Centers enaCom der Universität Bonn. Die geförderten Projektteams werden im nächsten Jahr ihre Ergebnisse weiter für eine mögliche Ausgründung durch ein Spin-off und den Markteintritt vorbereiten.

Über den Erfolg freut sich auch Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät Bonn: „Die erneute Förderung so vieler Projekte zeigt, auf welch hohem Niveau die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Universität und Uniklinik forschen. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, kreative Ansätze und wissenschaftliche Neugier bilden die Grundlage für Innovation – das alles bringen die Projektteams mit. Die Förderung ist ein toller Erfolg und weiterer wichtiger Schritt in Richtung gewinnbringende Erkenntnisse.“

Über die Förderinitiative GO-Bio initial

Die Förderinitiative GO-Bio initial richtet sich an Forschende mit innovativen Ideen, für die in der Regel noch keine konkrete Realisierung vorliegt. Im Laufe des Verfahrens, das in zwei Stadien abläuft, sollen diese konzeptionell ausgestaltet und konkret in die Anwendung überführt werden. In der einjährigen Sondierungsphase sollen die geförderten Teams Ideen ausarbeiten, Umsetzungsstrategien entwickeln und wichtige Partner identifizieren. In einem zweiten Auswahlverfahren wählt das BMFTR erneut Projekte für die Machbarkeitsphase aus, in der über bis zu zwei Jahren die konkrete Umsetzbarkeit der Idee erwiesen werden soll. Weitere Information zu GO-Bio initial gibt es auf der Website der Förderinitiative.

Die geförderten Projekte

Die degenerative Aortenklappenstenose (AS) ist die häufigste tödliche Herzklappenerkrankung in den Industrieländern. Aktuell kann sie nur durch eine Prothese der erkrankten Klappe behandelt werden. Das Projekt „ALLSTARS“ (ALgenSTerole für die Behandlung der AoRtenklappenStenose) arbeitet an einer alternativen Behandlungsmethode von AS mit Medikamenten, die bisher aufgrund starker Nebenwirkungen nicht einsetzbar sind. Das Team hat nun ein aus Algen gewonnene Verbindung – ein sogenanntes Sterol – identifiziert, das eine nebenwirkungsarme Alternative zu den bisherigen Therapieansätzen darstellen könnte. Dies könnte den Weg zu einem neuen Medikament ermöglichen.

ALLSTARS wird geleitet von Priv.-Doz. Dr. med. Julian Jehle und Dr. med. Moritz Nöthel vom Herzzentrum des UKB und von Prof. Dr. Dr. Dieter Lütjohann aus dem Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie. Das Projekt greift auf Vorarbeiten aus dem Sonderforschungsbereich „Aortenerkrankungen“ zurück.

Das Projekt CytoSphere X verfolgt das Ziel, Arzneimitteltests zu vereinfachen, indem es menschliche Zellen automatisiert und reproduzierbar als 3D-Modelle kultiviert. Diese Zellkulturen sollen dadurch robuster und besser geeignet für präklinische Studien werden. 3D-Modelle bieten im Vergleich zu herkömmlichen 2D-Kulturen eine deutlich realitätsnähere Abbildung der komplexen Struktur und Umgebung menschlichen Gewebes und erhöhen so die Aussagekraft präklinischer Tests.

Das Team unter der Leitung von Yaroslav Zaplatnikov, Wissenschaftler am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie (IRN) am UKB, konzentriert sich auf Modelle von Nervengewebe – sogenannte „kortikale Sphäroide“. Diese sind entscheidend für ein tieferes Verständnis der Entwicklung, Funktion und Erkrankungen des menschlichen Gehirns und ermöglichen gezielte Untersuchungen neurologischer Störungen wie bipolarer Störung, Schizophrenie und Autismus.

Das Projekt „SIRS Chip“ entwickelt ein Frühwarnsystem für eine lebensbedrohliche Immunreaktion, das systemische Entzündungsreaktionssyndrom (SIRS). Ausgelöst wird es durch verschiedene Stressfaktoren, zum Beispiel nach großen Operationen wie Herz-OPs. Das Projektteam hat nun eine neue Art von Biomarkern identifiziert, die sich in höherem Maße im Blut von späteren SIRS-Patientinnen befindet. Der neu entwickelte „SIRS Chip“ misst die Stärke dieser Biomarker vor einem schweren, operativen Eingriff und warnt den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin vor einem erhöhten SIRS-Risiko. Die Patientinnen und Patienten mit erhöhten Werten können dann durch eine frühzeitige oder alternative Behandlung vor einer SIRS bewahrt werden.

„SIRSChip“ wird geleitet von Dr. Susanne V. Schmidt, Wissenschaftlerin am Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie des UKB.

Das Projekt „NanoLazarus“ möchte Nanoboodies als Therapie einsetzen, um autoinflammatorische Erkrankungen zu behandeln – unkontrollierte Entzündungen im Körper, die aufgrund einer Abwehrreaktion des Immunsystems entstehen. Nanobodies sind spezielle Antikörperfragmente aus Alpakas, deren Größe nur ungefähr ein Zehntel eines konventionellen Antikörpers beträgt. Das Team konnte Nanobody-Kandidaten identifizieren, die wirksam Pyroptose, eine Form des entzündlichen Zelltodes, blockieren. Insbesondere sollen sie im Falle einer Sepsis eingesetzt werden, einer lebensbedrohlichen Erkrankung, die durch eine dysregulierte Immunantwort auf Infektionen verursacht wird und zu systemischen Entzündungen, Organversagen und hohen Sterblichkeitsraten führt. Die vielversprechenden Moleküle werden nun für die klinische Anwendung vorbereitet, um neuartige Therapien für Sepsis und andere Erkrankungen bieten zu können.

Das Projekt wird geleitet von Dr. Alice Trenerry und Prof. Dr. Florian I. Schmidt vom Institut für Angeborene Immunität des UKB und der Universität Bonn. Entstanden ist es aus Arbeiten des Exzellenzclusters ImmunoSensation² und des Sonderforschungsbereichs SFB1403 (Zelltod in Immunität, Entzündungen und Erkrankungen).

Das Projekt „anti-CDCP1 Nanobody-Drug-Konjugate“ (anti-CDCP1-NDK) möchte die zielgerichtete Krebstherapie verbessern. Das Team untersucht das therapeutische Potential spezieller Nano-Einzeldomänen-Antikörper gegen das Protein CDCP1, das mit fortgeschrittenen Tumorstadien, einer schlechteren Prognose und therapieresistenten Krebsformen in Verbindung gebracht wird. Die Forschenden haben Einzeldomänen-Antikörper entwickelt, die das Protein CDCP1 erkennen und damit das Potential haben, eine zielgerichtete Therapie gegen solide Tumore, insbesondere solche mit hoher CDCP1-Expression, zu verbessern.

Das Projekt wird von PD Dr. Abdullah Alajati von der Klinik für Urologie und Kinderurologie am UKB geleitet, der mit Dr. Stephan Menzel von der Core Facility „Nanobodies“ der Universität Bonn zusammenarbeitet.

Das Projekt „Nuclitaxel“ (Entwicklung eines nukleus-spezifischen Taxol-Derivats für eine gezielte Krebstherapie) untersucht eine bislang wenig beachtete Wirkungsweise des Krebsmedikaments Taxol (Paclitaxel, PT). PT zählt weltweit zu den wichtigsten Chemotherapeutika. Es hindert Krebszellen an der Teilung, indem es Mikrotubuli stabilisiert – zentrale Strukturelemente der Zelle. Die aktuellen Forschungsergebnisse des Teams weisen darauf hin, dass PT darüber hinaus auch Abläufe im Zellkern beeinflussen kann. Dies eröffnet neue Perspektiven für eine effizientere Krebstherapie.

Die Forschungsgruppe um Dr. Maximilian Schilling, Hendrik Sinz und Prof. Dr. Oliver Gruß vom Institut für Genetik der Universität Bonn entwickelt auf dieser Grundlage ein neuartiges Taxol-Derivat namens „Nuclitaxel“ (abgeleitet von Nucleus = Zellkern und Taxol). Ziel ist es, Tumorzellen künftig noch gezielter angreifen zu können – insbesondere solche mit geringerer Teilungsaktivität, bei denen herkömmliche Therapien oft nur begrenzt wirksam sind.

Verena Billmann
Kommunikation
Transfer Center enaCom
Universität Bonn
Tel.: +49 228 73-62027
E-Mail: billmann@verwaltung.uni-bonn.de

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