Nachhaltige Ideen einreichen
Ab sofort besteht die Möglichkeit auch aus der Medizinischen Fakultät und dem UKB Anträge zum Thema Nachhaltigkeit im Rahmen des Universitären Programms zur Nachhaltigkeit zu stellen.
Über dieses Budget gefördert werden Investitionen, die z. B. zu einer nachhaltigen Reduzierung des Energie-, Material- oder Wasserverbrauchs, von Abwasser, Abluft oder Abfall führen, aber auch Naturschutzmaßnahmen oder solche, die auf Verhaltensänderungen abzielen (zum Beispiel Informationsangebote). Anträge mit Pilotcharakter werden vorrangig bedient. Wenn Maßnahmen mit einer Verbesserung für die Arbeit der beantragenden Stelle verbunden sind, erhöht eine Eigenbeteiligung die Förderwahrscheinlichkeit.
Ein Begutachtungsgremium mit Mitgliedern aus Studierenden, Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Professor*innen der Medizinischen Fakultät sowie Bereichen der Verwaltung und des GB6 des UKB werden zusammen mit Prorektorin Annette Scheersoi und dem Prodekanat für Nachhaltigkeit die Anträge begutachten.
Anträge stellen Sie bitte direkt an die Universität: nachhaltige-ideen@uni-bonn.de. Sie benötigen Hilfe bei Ihrer Antragsstellung? Schauen Sie sich gerne folgende Anleitung dazu an oder sprechen Sie uns einfach an, wir unterstützen gerne!
Bereits geförderte Projekte
ShrinkMyTrash - Nachhaltigkeit im Krankenhaus
Das gesellschaftliche Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren gestiegen. Dieser Entwicklung trug die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin (KAI) mit der Gründung des „Green Team“ unter der Leitung von Herrn Prof. Coburn Rechnung.
Hauptziel der interprofessionellen Gruppe ist das Thema Nachhaltigkeit in den klinischen Fokus zu stellen, um Arbeitsprozesse nach den 5-R der Nachhaltigkeit (Recycle, Reduce, Reuse, Refuse, Rethink) zu gestalten.
In einem ersten Projekt konnte das Green Team der KAI die Emissionen durch volatile Anästhetika, die als hochpotente Treibhausgase wirken, innerhalb eines halben Jahres um knapp 100 t CO2-Äquivalente senken. Stets werden unsere Projekte wissenschaftlich begleitet. Ergänzend dazu möchten wir das zukünftigen medizinischen Personal bereits während der Ausbildung für das Thema „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen“ sensibilisieren.
Für unser neustes Projekt, das den Namen „ShrinkMyTrash“ trägt, konnten wir Ende vergangenen Jahres eine Förderung durch den Nachhaltigkeitsfördertopf der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn einwerben. In Deutschland werden täglich fünf bis sechs Kilogramm Abfall pro Krankenhausbett produziert. Damit stellt nicht nur die anfallende Abfallmenge eine Umweltbelastung dar, sondern auch deren unsachgemäße Entsorgung. Hier setzt unser Projekt „ShrinkMyTrash“ an. Ziel ist es die Verbesserung der Abfallentsorgung auf der ersten Meile zu verbessern. Das Projekt besteht aus zwei ineinander greifenden Maßnahmen.
Die erste Maßnahme umfasst die Implementierung einer flächendeckenden, fachgerechten Entsorgung im klinischen Bereich. Hierdurch soll zum einem die Recyclingquote erhöht, zum anderen eine sichere, umweltschonende Entsorgung von Medikamenten etabliert werden. Bei Medikamenten ist unbedingt ein Übertreten ins Grundwasser zu verhindern, weil es sich häufig um umwelttoxische Substanzen handelt. Als relevante Substanz für die Anästhesie ist Propofol auf Grund seines hohen PBT-Index (Persistenz, Bioakkumulation und Toxizität) anzuführen.
Eine weitere wichtige Medikamentenklasse sind Antibiotika, die in nahezu allen medizinischen Bereichen zum Einsatz kommen. Neben einer unzureichenden Infrastruktur stellt fehlendes Wissen ein häufiges Hindernis für eine sachgemäße Entsorgung in der klinischen Praxis dar. Daher werden begleitende Fortbildungsmaßnahmen und Informationsmaterialien erstellt. Neben der Nutzung bereits etablierter Kommunikationskanäle wie der Mitarbeiterzeitung „ukb mittendrin“ und dem Intranet, werden wir ebenfalls die Möglichkeiten der neuen digitalen Medien nutzen. Hierfür streben wir Kooperationen mit anderen Instituten und Abteilungen am UKB an.
Die zweite Maßnahme von „ShrinkMyTrash“ umfasst die wissenschaftliche Analyse. Zum einem wird ein Vorher-Nachher Vergleich durchgeführt. Zum anderen werden die ökologischen Effekte durch ein Life-Cycle- Assessments mit der Software GaBi analysiert. Die hierbei gewonnen Erkenntnisse sollen einen nachhaltigen Erfolg sicher stellen.
Langfristiges Ziel ist es als Vorbild für andere Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen zu dienen.
Bei Rückfragen oder Interesse an weiterführenden Informationen sowie Kooperationen, können Sie gerne Kontakt mit Herrn Philippe Kruse aufnehmen.
Nachhaltige Chirurgie
Das Pilotprojekt an der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Bonn startete 2022 – in Kooperation mit dem Recyclingunternehmen Resourcify. Ziel des Projekts war es, das Recycling komplexer chirurgischer Einweginstrumente wie Stapler, Versiegelungsinstrumente und Ultraschallscheren zu erproben. Diese werden bislang nach einmaligem Gebrauch entsorgt und thermisch verwertet, was hohe CO₂-Emissionen verursacht und wertvolle Rohstoffe ungenutzt lässt. Und so funktioniert es:
Die eingesetzten Instrumente werden nach der Operation wischdesinfiziert, gesammelt und vor Ort dampfsterilisiert. Dadurch ist es möglich, sie als Elektroschrott zu deklarieren und einem professionellen Recyclingprozess zuzuführen. In einer spezialisierten Anlage werden die Geräte maschinell zerlegt und in ihre Bestandteile wie Metalle, Kunststoffe und Platinen getrennt. Diese Materialien können anschließend als Rezyklate in neuen Produkten wiederverwendet werden.
Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend: Etwa 80 % der Materialien konnten recycelt werden – davon 50 % Metalle und 30 % hochwertige Kunststoffe. In den ersten zwei Projektjahren wurden am UKB insgesamt 805 kg Material recycelt und damit rund 1.800 kg CO₂-Äquivalente eingespart – in etwa so viel wie ein Direktflug von Köln nach Shanghai verursacht.
Wirtschaftlich ist das Verfahren derzeit noch nicht vollständig konkurrenzfähig: Trotz Rückvergütung liegen die Recyclingkosten pro Tonne über denen der Müllverbrennung. Hauptursache sind die Transportkosten. Eine stärkere regionale Vernetzung von Kliniken und die Skalierung der Mengen könnten jedoch künftig zu einer ökologisch und ökonomisch tragfähigen Lösung beitragen.
Das Projekt zeigt: Nachhaltigkeit im OP ist möglich – und dringend notwendig.
Upcycling von Atemkalk
Atemkalk dient bei der Anwendung der Narkoserückatmungtechnik dazu, Kohlendioxid aus der Ausatemluft des Patienten zu entfernen. Er enthält im Wesentlichen Calciumdihydroxid (CaOH2), aber auch Natriumhydroxid (NaOH) und Calciumchlorid (CaCl2). Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung zählt Atemkalk zu den „gefährlichen Abfällen“ und muss gemäß Abfallschlüssel (AS) 180106 entsorgt werden. Der Nutzer ist gesetzlich zur rechtssicheren Entsorgung und Nachweis der korrekten Entsorgung verpflichtet. Die in der Anästhesie eingesetzten Atemkalk-Kartuschen müssen ab einer CO2 Konzentration von 1 %, spätestens nach 4 Wochen gewechselt werden. Die Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin (KAI) verbraucht im Jahr ca. 3000 dieser Kartuschen. Bei einem Füllgewicht von ca. 1,75 kg ergibt das im Jahr ca. 5 Tonnen Sondermüll.
Die Firma Dräger, Hersteller der meisten in der KAI genutzen Narkosegeräte bietet aktiv die Möglichkeit der Kreislaufwirtschaft einiger ihrer Produkte an. So können benutzte Atemkalk –Kartuschen zurückgenommen und demontiert werden. Der nach einem der Aufarbeitungsprozess entstandene Kalk kann dann z.B. als Bodenverbesserer der Landwirtschaft zur Verfügung gestellt werden.
Das Green Team (GT) der KAI möchte diese Möglichkeit des Upcyclings nutzen und das Projekt wissenschaftlich begleiten. Dabei soll sowohl die Anwenderfreundlichkeit des Verfahrens und seine Effizienz überprüft werden, als auch der ökologische wie ökonomische Benefit im Vergleich zum früheren Vorgehen untersucht werden.
Das Projekt soll als Leuchttum –Projekt fungieren und bei positiven Ergebnissen auf andere Kliniken übertragen werden. Wir sind sehr dankbar, dass unsere Arbeit hierzu über den „Fördertopf Nachhaltigkeit“ des medizinischen Dekanats gefördert wird!
LED Umrüstung Hämatologie und Transfusionsmedizin
Nachhaltigkeit ist das Schlagwort unserer Zeit.
Sie liegt nicht nur im Trend bei Unternehmen sondern ist auch eine Notwendigkeit in Krankenhäusern. Als UKB möchten wir unseren Teil beigetragen, indem wir Nachhaltigkeit in unser Klinikum integrierten. Bei uns werden bereits seit vielen Jahren Klimaschutzprojekte verwirklicht.
Unser nächstes Projekt ist die Umstellung der veralteten Beleuchtung auf LEDs im UG, Hämatologie und Transfusionsmedizin.
Hämatologie und Transfusionsmedizin wurde 1967 erbaut, die Labore nehmen 70% der gesamten Nutzfläche ein und die Beleuchtung im UG macht etwa 6% des Gesamtstromverbrauchs im Gebäude aus. Das ist eine beachtliche Zahl, die wir durch die geplante Maßnahme reduzieren wollen. Wir werden 457 veralteten Leuchten austauschen. Sie kosten nicht nur unglaublich viel Strom, sondern sind auch in der Herstellung sowie in der Entsorgung ein Umweltproblem. Durch die LED Umrüstung sparen wir jedes Jahr ca. 13.501 kWh Strom, was 6 Tonnen Kohlendioxid weniger in der Atmosphäre und 2.795 Euro Einsparung entspricht. 6 Tonnen CO2, die durch unser Projekt eingespart werden, entsprechen 37.037,03 km, was fast einer Weltumrundung mit einem Elektroauto entspricht. Wer am meisten von der Umsetzung dieses Projektes profitiert, ist unsere Umwelt auf Basis der Reduzierung von 6 Tonnen CO2/a, der Patienten und Mitarbeiter auf grund der verbesserten Beleuchtungsituation und das UKB selbst.
Fahrradabstellplatz an der Nußallee 11
Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes fahren derzeit mehr als zwei Drittel aller Berufstätigen mit dem Auto zur Arbeit und nur 9% regelmäßig mit dem Fahrrad. Das hohe Autoverkehrsaufkommen führt zu den bekannten Problemen in den Städten wie erhöhter CO2-Ausstoß, volle Parkplätze und überfüllte Straßen.
Das Institut für Biochemie und Molekularbiologie sowie die Institute für Physiologie I und II sind an der Nußallee 11 ansässig. Insgesamt arbeiten dort mind. 120 Mitarbeiter/innen. Dazu kommen noch ca. 400 Studierende, die Lehrveranstaltungen im Gebäude besuchen. Demgegenüber stehen 16 Fahrradbügel am Gebäude, die häufig überfüllt sind. Diese Fahrradabstellplätze sind zudem nicht abschließbar, was zu regelmäßigen Fahrraddiebstählen führt. Die Folge ist, dass es unattraktiv ist, mit dem Fahrrad zur Nußallee 11 zu kommen oder Fahrräder werden an ungünstigen Bereichen abgestellt.
Auf Initiative von Mitarbeiter/innen vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie wurde ein geeigneter Bereich auf der Rückseite des Praktikumsgebäudes für den Bau eines abschließbaren Fahrradabstellplatzes mit 15 Fahrradbügel gefunden. Das Nachhaltigkeitsprogramm des UKB unterstützt den Bau des Abstellplatzes. Dadurch soll die Attraktivität erhöht werden, mit dem Fahrrad zur Arbeit an die Nußallee 11 zu kommen.
Wir hoffen dadurch künftig Mitarbeiter/innen zu motivieren, mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zu den Instituten zu kommen.
Food for Future – auf dem Weg zur nachhaltigen Klinikverpflegung
Das Projekt „Food for Future“ adressiert den Fleischkonsum in der Klinikverpflegung am UKB. Ein hoher Fleischkonsum hat negative Auswirkungen auf die individuelle und planetare Gesundheit, denn insbesondere ein hoher Konsum von rotem oder verarbeitetem Fleisch ist mit einem höheren Risiko von nichtübertragbaren Krankheiten wie z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs verbunden. Eine fleischlose Ernährung ist einer der effektivsten Schritte zur Reduzierung des individuellen CO2-Fußabdruckes, da bei der Herstellung von pflanzlichen Lebensmitteln Wasser effizienter genutzt wird, die Biodiversität geschützt und insgesamt weniger Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen werden. Außerdem beeinflusst Massentierhaltung das Tierwohl.
Das Kernziel unseres Projektes ist es deshalb, den Umstellungsprozess zu einer (nahezu) fleischlosen Verpflegung am UKB wissenschaftlich zu begleiten und mit evidenz-basierter Beratung zu unterstützen.
Gleichzeitig ist das Essen im Krankenhaus für viele PatientInnen ein zentraler Aspekt ihres Aufenthalts, der die Patientenzufriedenheit beeinflusst.
In Phase 1 werden wir zunächst eine Modifizierung des jetzigen Speiseplans in Online-Experimenten testen. Studien zeigen, dass durch kleine Veränderungen im Menüdesign (z.B. vegetarische Gerichte und nicht-vegetarische Gerichte zusammen präsentieren) die Wahl von vegetarischen Gerichten erhöht werden kann. Der modifizierte Speiseplan soll dann im UKB eingeführt und getestet werden, um zu prüfen, ob das neue Menüdesign zu einer Reduzierung des Fleischkonsums führt. Diese Modifikationen haben das Potential, den Fleischkonsum am UKB unmittelbar zu reduzieren.
Im Phase 2 wird dann das Fleischangebot im UKB sukzessive reduziert. Die Gruppe „Health for Future“ wird das Catering mit vegetarischen Rezeptvorschlägen unterstützen. Gleichzeitig werden die Rezepte den PatientInnen zur Verfügung gestellt, so dass sie nach dem Klinikaufenthalt das Essen nachkochen können. Während des gesamten Prozesses wird die Patientenzufriedenheit erfasst. Durch die Umstellung auf einen fleischlosen Speiseplan, der die Patientenakzeptanz und Patientenzufriedenheit berücksichtigt, leistet das UKB einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung. Darüber hinaus geben wir den PatientInnen Rezepte an die Hand, wie sie nach ihrem Klinikaufenthalt eine fleischlose Ernährung in ihren Alltag integrieren können.
Unser Projekt bietet somit die Möglichkeit einer langfristigen Verhaltensänderung. Durch die wissenschaftliche Begleitung kann der Erfolg des Projektes mit anderen Kliniken geteilt werden und das UKB eine Vorreiterrolle bei der Umstellung auf eine nachhaltige Krankenhausverpflegung einnehmen.
„DIY Fahrradservice-Stationen“
In der Nachhaltigkeitskommissionssitzung am 06.06.2023 wurde ein Antrag auf vier „DIY Fahrradservice-Stationen“ der Firma „malu“ durch das Team Mobilitätsmanagement des GB6 am UKB vorgebracht. Dabei handelt es sich um ca. 150 cm hohe Säulen mit integriertem Werkzeug. Dieses ist für kleine Reparaturen an Fahrrädern gedacht.
Aufgrund mangelnder Möglichkeiten Werkzeug für kleine Instandsetzungsmaßnahmen auf dem UKB-Campus zu erhalten, sollen diese „DIY Fahrradservice-Stationen“ zu einer Erweiterung des Angebotes für Nachhaltige Mobilität führen. Das Erreichen der in Poppelsdorf gelegenen Fahrradwerkstatt des AStA ist, je nach Schaden am Fahrrad, nicht zumutbar. Dies führt aktuell zu Unmut bei den Radfahrern und vereinzelt zum Umstieg zurück auf den motorisierten Individualverkehr. Um dem entgegenzuwirken und weitere positive Synergieeffekte zu erzielen, sind die Vandalismus sicheren DIY Fahrradservice-Stationen ein wichtiger Baustein der Nachhaltigkeitsstrategie.
Die Spezifikationen der Radsäule:
- Serienmäßig 8 Werkzeuge und Luftpumpe
- Schraubenzieher Schlitz
- Schraubenzieher Kreuz
- Einstellbarer Spanner
- 2 x Reifenheber
- Inbusschlüssel 4/5
- Flachspanner 13/15
Abmessungen 200 x 200 x 1460 mm
Grundplatte 300 x 300 mm
Eigengewicht 34 kg
Quantitative Analyse des Abfalls in der Orthopädie und Unfallchirurgie
In den 1980er Jahren kam es durch Erkenntnisse über infektiöse Erkrankungen zur vermehrten Nutzung von Einmalartikeln und entsprechend steigender Abfallmenge. Die chirurgischen Fächer sind hier führend, vornehmlich auch die Orthopädie und Unfallchirurgie mit ihren vielen komplexen Eingriffen.
Dabei ist die Menge und Zusammensetzung des Abfalls wissenschaftlich bisher nicht untersucht worden. Die Menge von regulärem, zum Teil recyclebaren Hausmüll, und von energieaufwendig und teuer zu entsorgendem infektiösen Abfall ist bisher unbekannt. Es wird vermutet, dass 50-90 % des Abfalls im OP fälschlicherweise als biogefährdender Müll entsorgt wird. Durch diese fälschliche Entsorgung entstehen bei der Verbrennung diesen Abfalls nicht nur vermehrt toxische Abgase und Schwermetallen wie Quecksilber, sondern die Verarbeitung ist auch besonders kostspielig.
Unser Ziel ist es zunächst zu eruieren, wie viel regulären und infektiösen Abfall im OP die unterschiedlichen Eingriffe (u.a. elektive vs. NotfallEingriffe, primäre Hüft-TEP vs. Revisionsendoprothesen) produzieren.
Daran anschließend hat unser Projekt das weitere Ziel zu analysieren, ob und wo potenzielle Einsparmöglichkeiten liegen, um nicht nur die Umwelt zu schützen, sondern auch Kosten zu minimieren.
Operation Compliance and Safety: "Connect Before Flight"
Das Green-Team der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin möchte die Narkosegasabsaugung in den OP-Bereichen des Uniklinikums zur Reduktion des Stromverbrauchs nachts und an den Wochenenden pausieren, dabei sind die definierten Notfallsäle hiervon ausgenommen.
Um das Risiko des Vergessens beim Wiedereinstecken der Absaugung und eine Steigerung der Compliance zu erreichen, möchten wir gerne rote Anhänger aus abwaschbarer LKW-Plane mit dem Aufdruck "Connect Before Flight" am Ende der Narkosegasabsaugschläuche anbringen. Der Absaugschlauch wird mit dem visuell auffälligen Anhänger zusammen nach der Diskonnektion über das Beatmungsgerät gehängt (s. Abbildung).
Die Phrase "Connect Before Flight" ist eine Anlehnung an die Checklisten und Routinen in der Luftfahrt gewählt und soll die Bedeutung des Wiedereinsteckens der Narkosegasabsaugung verdeutlichen.
Operation Compliance und Sicherheit: Anhänger "Connect Before Flight" ist eine Kombination aus visuellem Hinweis, Routinebildung, Verantwortungsgefühl und Engagement für die Pausierung der Narkosegasabsaugung in unserer Klinik.
Grüner Blut spenden
Der Blutspendedienst des Universitätsklinikums Bonn leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgung des Klinikums und der Region mit Blutkomponenten. Für die Patienten werden allein im Uniklinikum pro Jahr 28.000 Blutspenden benötigt. Diese Blutspenden retten Leben: Operationen könnten sonst nicht durchgeführt, Schwerstverletzte nicht versorgt und viele krebskranke Menschen nicht behandelt werden. Vier von fünf Menschen in unserer Region sind mindestens einmal in ihrem Leben auf eine Bluttransfusion angewiesen.
Da die Spendebereitschaft in den letzten Jahren leider immer weiter abgenommen hat, ist es äußerst wichtig Blutspender zur Spendebereitschaft zu animieren und den Generationenvertrag zwischen gesunden Menschen und den Patienten und erneuern.
Wir bieten unseren Spendern nach Ihrer Blutspende eine kleine Mahlzeit zur Stärkung an. Dies ist ein wichtiger und beliebter Pfeiler der Bindung der Spender an den Blutspendedienst. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Ressource Energie sowie das Einsparen von Energieverbräuchen liegt uns am Herzen. Auch der Blutspendedienst möchte einen Beitrag zu Müllvermeidung leiden. Das heißt, dass wir versuchen wollen, um Mensch und Natur zu schützen, auf möglichst nachhaltige Verpackungen und Produkte umzusteigen, sofern das möglich ist.
Zur Einsparung von Personal und Eindämmung von Missbrauch werden die Lunchpakete aktuell in Plastiktüten vorgepackt angeboten. Zur Einsparung von Plastikmüll und gleichzeitig zur Flexibilisierung der Auswahl werden wir die Marmeladen, Nougatcreme und Honig sowie die Cornflakes und Müsli nicht mehr in den Lunchpaketen anbieten. Ähnlich einem Hotel-Buffet sollen hygienische, auffüllbare Pumpspender sowie Cornflakes-/Müsli-Spender das Abfüllen der gewünschten Menge komfortabel in Glasschälchen ermöglichen. Kleinverpackungen aus umweltbelastender Metallfolie und/oder Kunststoff werden damit überflüssig. Dies spart tonnenweise Abfall und entlastet die Umwelt. Und die Kleinverpackungen aus hochwertigen Rohstoffen müssen gar nicht erst produziert werden. Kleinverpackungen von Markenherstellern durchlaufen zudem oft lange Distributionswege.
Das Einsparpotenzial bei jährlich durchschnittlich 19.000 Spenden ist beträchtlich, da pro Spende im Schnitt 25g Plastik, Aluminium und Papier eingespart werden. So könnten bei gleichzeitiger Erhöhung des Komforts für die Spender ca. 475 kg Müll und fast eine Tonne Co2 / Jahr eingespart werden und eine nicht genauer bestimmbare Menge an Mikroplastik vermieden werden.
Im Zuge der Entwicklung dieses Projektes planen wir weitere Umstellungen an den Lunchpaketen, um noch mehr Mehrweg-Verpackungen und nachhaltigere Produkte einzusetzen.
Wahlfach "Nachhaltiges Gesundheitswesen"
Für die Transformation zu einem nachhaltigen Gesundheitswesen ist ein breites Netzwerk engagierter, kompetenter Impulsgeber:innen notwendig. Um dies als Bottom-up-Prozess gestalten zu können, soll das Wahlfach „Nachhaltiges Gesundheitswesen“ motivierte Studierende qualifizieren, lösungsorientiert an dieser Transformation mitzuarbeiten.
Zunächst werden hierfür Grundkenntnisse relevanter Krisen, ethischer Aspekte und ökonomischer Schwierigkeiten und Chancen erlangt. Durch die Bearbeitung konkreter Handlungsbereiche und aktuell bestehender Probleme können die Studierenden dann aus erfolgreichen Projekten lernen. Ergänzt wird dies durch Exkursionen zu Kongressen oder Akteur:innen in der Produktions-/Entsorgungskette. Am Ende des Wahlfaches sollen die Studierenden durch ein benotetes Abschlussprojekt ihre neu erlernten Kenntnisse unter Beweis stellen, praxisrelevante Lösungen erarbeiten und erste Schritte der Umsetzung initiieren.
Gartenprojekt der psychiatrischen Tagesklinik am UKB – Nachhaltige Pflege im Grünen
Mitten im Klinikalltag einen Ort schaffen, der Ruhe, Achtsamkeit und Genesung fördert – das war die Idee hinter dem therapeutischen Gartenprojekt der psychiatrischen Tagesklinik am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Initiiert von der Pflege unter der Leitung Ingrid Gebel (Station Jaspers, Schwerpunkt PTBS und dissoziative Störungen und der psychiatrischen Tagesklinik), wurde der Garten in enger Zusammenarbeit mit dem Facility Management, sowie externen Spendern umgesetzt. Die Förderung durch die Nachhaltigkeitskommission der Medizinischen Fakultät bildete den essentiellen Startschuss.
Ziel des Projekts ist es, Patient:innen durch pflegerisch geleitete Gartengruppen bei ihrer Genesung zu unterstützen. Die gemeinsame Gartenarbeit fördert motorische Fähigkeiten, soziale Teilhabe und Selbstwirksamkeit. Gleichzeitig wirkt sie stressreduzierend, achtsamkeitsfördernd und trägt zur Stärkung der psychischen Gesundheit bei. Der Garten umfasst Hochbeete für Kräuter und Gemüse, eine Boulebahn, ein Gartenhaus, Sitzgelegenheiten – nachhaltig angelegt, barrierefrei zugänglich und gemeinschaftlich gepflegt.
Nachhaltiger Charakter des Projekts:
Nachhaltige Gestaltung: Der Garten wurde ökologisch geplant und trägt zur Biodiversität bei – mit bienenfreundlichen Pflanzen, einem Insektenhotel und ressourcenschonender Bewirtschaftung.
Langfristige Patientenbeteiligung: Die Pflege des Gartens erfolgt dauerhaft im Rahmen therapeutischer Gruppenangebote unter fachpflegerischer Anleitung.
Integration weiterer Gruppenangebote: Die geernteten Pflanzen werden künftig in Koch- und Backgruppen weiterverarbeitet – für eine ganzheitliche und alltagsnahe Therapie.
Multifunktionale Nutzung: Der Garten dient als Ort für Bewegung (z. B. Yoga, Boule), Bezugspflegegespräche, kreative Gruppenformate sowie für stille Pausen im Grünen.
Begegnungsraum für die Klinik: Langfristig soll der Garten auch Patient:innen anderer Stationen sowie Besucher:innen und Mitarbeitenden offenstehen – als sozialer, niederschwelliger Begegnungsraum.
Verankerung im Klinikalltag: Das Gartenprojekt ist dauerhaft in die Struktur der pflegerischen Therapieangebote integriert und wird laufend weiterentwickelt.
Seit März 2025 findet die Gartentherapie regelmäßig unter Anleitung von Frau Joana Bruska und anderen Fachkrankenpfleger:innen statt. Das Projekt wird unterstützt durch Claus Knuth (Chefgärtner des UKB), Mitarbeitende der integrativen Gartenabteilung und durch Manuel Todaro (Inklusionsvertrauensperson). Ab Herbst ist die kulinarische Verarbeitung der Ernte in Koch- und Backgruppen geplant. Eine Evaluation zur Ausweitung auf weitere Stationen ist in Vorbereitung.
Das Projekt wurde 2024 mit dem 2. Platz beim Pflegepreis des UKB ausgezeichnet – eine Anerkennung für die therapeutische Relevanz und den innovativen, nachhaltigen Pflegeansatz.
„Die bewusste Beschäftigung mit der Natur stärkt nicht nur das psychische Gleichgewicht, sondern auch das Gefühl von Gemeinschaft, Selbstwirksamkeit und Sinn“, so Fachpflegekraft Johanna Bruska.
SHARP - Nachhaltigkeit & Hygiene medizinischer Bekleidung
Das Forschungsprojekt SHARP (Sustainability and Hygiene of Reusable Medical Apparel, [deutsch: Nachhaltigkeit und Hygiene von wiederverwendbarer medizinischer Bekleidung]) pilotiert und evaluiert den Einsatz von Mehrwegtextilien im klinischen Alltag. Hierbei soll der ökologische Nutzen von der Umstellung auf Mehrwegartikeln unter Berücksichtigung von Aspekten der Hygiene und des Infektionsschutzes untersucht werden.
Bisherige Studien und Projekte zu diesem Thema konzentrieren sich meistens nur auf einen der beiden Aspekte. In Anbetracht des sich aggravierenden Klimawandels dürfen Hygiene und Nachhaltigkeit nicht isoliert betrachtet werden. Nur durch die Zusammenschau dieser beiden Aspekte kann eine bessere und gesündere Zukunft unserer Patienten und Mitarbeitenden erreicht werden. Im Rahmen von diesem Projekt sollen auf einer Pilot-Station die gängigen Einweg-Schutzkittel durch eine waschbare Mehrweg-Alternative ersetzt werden. Ebenfalls soll im operativen Bereich der Wechsel von Einweg-Kopfhauben auf Mehrweg-Artikel evaluiert werden. Zur Beurteilung der ökologischen Aspekte werden die eingeführten Mehrwegkittel durch ein Life-Cycle-Assessment unter Berücksichtigung von ökonomischen Gesichtspunkten mit den bisher verwendeten Einwegprodukten verglichen. Gleichzeitig soll für beide Mehrwegartikel überprüft werden, ob eine solche Umstellung hygienisch sicher und ohne Gefährdung von Personal und Patienten möglich ist. Wir erhoffen auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse eine bessere Entscheidungsgrundlage für den Einsatz von Mehrweg-Kleidungsartikeln zu erlangen, sowohl unter Hygiene- als auch Nachhaltigkeitsaspekten. Langfristig sollen die Erkenntnisse aus diesem Projekt auf andere medizinische Bereiche und Gesundheitseinrichtungen ausgeweitet werden.
Das Forschungsteam setzt sich aus den Mitarbeitenden Frau Vili von der Stabsstelle Krankenhaushygiene, Prof. Nico Mutters und Dr. Alexander Wollkopf vom Institut für Hygiene und Public Health sowie Prof. Marc Coburn und Dr. Philippe Kruse von der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin zusammen.
AnatoBee: Ein nachhaltiges Projekt für mehr Artenvielfalt am Anatomischen Institut
Mit dem Projekt „AnatoBee“ setzt das Team des Anatomischen Instituts der Universität Bonn ein sichtbares Zeichen für mehr Nachhaltigkeit und Biodiversität auf dem Campus. Der Innenhof des Institutsgebäudes in der Nussallee 10 wurde aufgewertet und durch eine insektenfreundliche Bepflanzung in einen kleinen Lebensraum für Bienen und andere Bestäuber verwandelt.
Die Fläche war zuvor eher kahl und wenig gepflegt – nun bietet sie neuen Raum für Natur und trägt zugleich zu einer angenehmeren Atmosphäre für alle am Institut bei. Besonders schön: Die Mitarbeiter*innen des Instituts haben selbst Hand angelegt und den Innenhof in gemeinsamer Arbeit neu gestaltet. Zum Abschluss wurde der Einsatz mit einem kühlen Getränk und Leckerem vom Grill in entspannter Runde gefeiert.
AnatoBee verbindet praktischen Naturschutz im urbanen Raum mit dem Anspruch, Wissenschaft, Lehre und Nachhaltigkeit auch im Alltag miteinander zu verknüpfen. Mit solchen Initiativen möchten wir zeigen: Schon kleine Veränderungen können einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten.
LEAF-Zertifizierung: mehr Nachhaltigkeit im Laboralltag
Um Nachhaltigkeit in der Forschung zu fördern, haben die Universität Bonn und das UKB 2024 das "Laboratory Efficiency Assessment Framework (LEAF)" eingeführt und mit ausgewählten Laboren erfolgreich für ein Jahr pilotiert. LEAF ist ein vom University College London etablierter Standard, um Effizienz und Nachhaltigkeit im Laboralltag zu steigern. Das Programm soll künftig an Uni & UKB weitergeführt werden, um diesen Standard auch langfristig durchzusetzen und weitere Labore in ihrem Nachhaltigkeitsgrad auszuzeichnen sowie für das Thema zu sensibilisieren.
Labore sind ein zentraler Ort wissenschaftlicher Exzellenz - gleichzeitig zählen aber auch zu den ressourcenintensivsten Forschungsbereichen. Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt daher auch in Laboren zunehmend an Bedeutung, nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer und sozialer Sicht.
Auch die Arbeit in den hauseigenen Laboren von Uni & UKB ist für die Forschung unverzichtbar, aber eben auch sehr energie- und ressourcenintensiv. Daher wird LEAF für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen im Labor und mehr Nachhaltigkeit im Laboralltag eingesetzt. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren und für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Weitere Informationen zu LEAF und Kontaktmöglichkeiten für Fragen o. Anmeldungen am Programm erhalten Sie beim Prodekanat für Nachhaltigkeit oder hier.