Universität Bonn

Medizinische Fakultät

20. Januar 2025

Globale Studie zeigt: Menschen vertrauen Forschenden Globale Studie zeigt: Menschen vertrauen Forschenden

Uni Bonn an Studie beteiligt: Deutschland liegt im Mittelfeld

Ein internationales Team unter der Federführung der Harvard University, der ETH Zürich sowie der Universität Zürich zeigt in einer neuen Studie: Weltweit ist das Vertrauen in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einem moderat hohen Niveau. Die Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass sich Forschende in Politik und Gesellschaft einbringen. Die Daten für Deutschland hat Prof. Dr. Simone Dohle vom Forschungslabor für Gesundheit- und Risikokommunikation (HRCL) miterhoben. Die Studie wurde jetzt im Journal «Nature Human Behavior» veröffentlicht.

Wie groß ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft? - Die Karte zeigt die Ergebnisse nach Ländern markiert: Je dunkler das grün, desto höher das Vertrauen.
Wie groß ist das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft? - Die Karte zeigt die Ergebnisse nach Ländern markiert: Je dunkler das grün, desto höher das Vertrauen. © Grafik: Screenshot der Web-Applikation TISP
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.
Bitte füllen Sie dieses Feld mit dem im Platzhalter angegebenen Beispielformat aus.
Die Telefonnummer wird gemäß der DSGVO verarbeitet.

Im Rahmen des TISP Many Labs Projekts unter der Leitung von Dr. Viktoria Cologna (Harvard University, ETH Zürich) und Dr. Niels G. Mede (Universität Zürich) befragten die Autorinnen und Autoren 71.922 Menschen in 68 Ländern, darunter viele wenig erforschte Länder des «Globalen Südens». Die Untersuchung liefert erstmals seit der Corona-Pandemie weltweite, repräsentative Umfragedaten dazu, in welchen Bevölkerungsgruppen und Weltregionen Forschende als besonders vertrauenswürdig wahrgenommen werden. 

Ein zentraler Befund: In allen 68 Ländern vertraut eine Mehrheit der Bevölkerung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – sie hält sie überwiegend für qualifiziert (78%), ehrlich (57%) und besorgt um gesellschaftliches Wohlergehen (56%). Dieses Ergebnis stellt die These einer «Vertrauenskrise» der Wissenschaft infrage.

Deutschland im Mittelfeld

Für Deutschland hat Simone Dohle, Professorin für Gesundheits- und Risikokommunikation in der hausärztlichen Versorgung an der Universität Bonn und Mitglied in dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) «Sustainable Futures» der Universität Bonn, die Daten miterhoben. 8.134 Teilnehmende füllten den Online-Fragebogen aus. Es zeigt sich: Deutschland rangiert im globalen Vergleich auf Platz 44. «Auch hierzulande findet sich zwar ein moderat hohes Wissenschaftsvertrauen, doch liegt der Durchschnittswert knapp unter dem Mittel aller untersuchten Länder und damit unter dem vieler afrikanischer und nordeuropäischer Länder», führt Professorin Dohle, die am Institut für Hausarztmedizin des Universitätsklinikums Bonn (UKB) tätig ist, aus. 

Gleichwohl befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung eine aktive Rolle von Wissenschaft in Politik und Gesellschaft. «In Deutschland sind 60% der Befragten der Meinung, dass Forschende sich mehr in politische Entscheidungsprozesse einbringen sollten», sagt Dohle. Weltweit wünschen 83% der Befragten, dass Forschende mit der breiten Öffentlichkeit kommunizieren sollten.

Die Forschenden haben eine Web-Applikation entwickelt, in der Interessierte selbst die Befragungsdaten auswerten und beispielsweise Deutschland mit anderen Ländern vergleichen können: https://www.tisp-manylabs.com/explore-tisp-data 

An der Studie unter Federführung der Harvard University, der ETH Zürich und der Universität Zürich waren 241 Forschende von 169 Institutionen weltweit beteiligt. Die Studie wurde weltweit von verschiedenen Förderern unterstützt; eine komplette Liste findet sich im Paper.

Cologna, V., Mede, N. G., Berger, S., Besley, J., Brick, C., Joubert, M., … Dohle, S., …. Zwaan, R. A. (in press). Trust in scientists and their role in society across 68 countries. Nature Human Behaviour. DOI: s41562-024-02090-5. https://www.nature.com/articles/s41562-024-02090-5

Prof. Dr. Simone Dohle
Leiterin des Forschungslabors für Gesundheit- und Risikokommunikation
Institut für Hausarztmedizin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
TRA „Sustainable Futures“, Universität Bonn
E-Mail: simone.dohle@ukbonn.de

Wird geladen